Kaufberatung / Alltagserfahrungen / Macken und Schäden am gebrauchten Primera P11

Bei ernsthaftem Interesse an einem gebrauchten Primera P11 empfiehlt es sich, zuerst sein Wunschmodell hinsichtlich Modelljahr, Ausstattung und Motorisierung einzugrenzen.

Grundsätzlich ist die P11-Baureihe als recht zuverlässig und stabil zu bezeichnen.
Großflächiger Rost ist grundsätzlich kein Thema, ebenso selten an Motor (Ausnahme frühe 1.8er), Getriebe und Elektrik/Elektronik.
Laufleistungen von über 200 tkm sollten kein wirkliches Problem sein.
Qualitätsmäßig scheinen die Modelle mit EZ bis Herbst 2000 besser zu sein, im Rahmen der sog."Renault-Überarbeitung" wurden einige Einsparungen durchgesetzt.

Jedoch hat auch der P11 seine Wehwehchen- drum eine Aufstellung der typischen Schwächen der Baureihe:

1.) obere Querlenker der Voderachse

Die Lager der oberen Querlenker schlagen je nach Einsatz und Baujahr aus. Dieses Leiden ist typisch für die verbaute Multilenkerachse und konnte seit Vorstellung im seeligen P10 anno 1990 bis zur P11-Einstellung in 2002 nicht behoben werden.
Der Schaden äußert sich durch Knackgeräusche bei leichten Unebenheiten sowie im fortgeschrittenen Stadium in merklichem Spiel der Aufhängung, gelegentlich treten auch nervtötende Quietschgeräusche auf.

Die Haltbarkeit der Lager ist recht unterschiedlich- im P11 und P11-120 sind 120tkm, teils bis 160 tkm möglich, beim -144 im Extremfall nur 30tkm.
Im Einzelfall sind jedoch deutlich abweichende Laufleistungen möglich. Tieferlegungen sollen sich lebensverlängernd auswirken.

2. quietschende Scheibenwischerlager

Eine nicht sehr kostespielige, jedoch häufig auftretende Macke: Die Metall-Kunstofflager der Scheibenwischer laufen nach einiger Zeit trocken und nur mit nervtötenden Quietschgeräuschen.
Mehr unter diesem thread: http://www.nisbo.de/thread.php?goto=lastpost&threadid=21455

3.) Auspuffanlage

Die Auspuffanlage ist grundsätzlich als recht rostresistent zu bezeichnen.
Größter Schwachpunkt ist das sog. "Flexrohr" beim 2.0er im vorderen Bereich.
Im P11 und P11-120 sind Schäden ab ca.120 tkm wahrscheinlich- gerade durch den implantierten Vorkat kein billiger Spaß (bis 400 EUR).
Beim -144 hält das Flexrohr teils keine 50tkm- ist dafür aber nur halb so teuer.
Daher lohnt eine genaue Suche nach abnormalen Auspuffgeräuschen vor Kauf.

Weitere Schäden sind im höheren Alter (7-9 Jahre) durch weggerostete und gebrochene Flansche zum Endschalldämpfer bekannt.

4.) gebrochene ABS-Ringe

In letzter Zeit wurde vermehrt über gebrochene ABS-Ringe bei P11-120 und -144 berichtet. Die ist durch grundloses Ansprechen des ABS bei (auch leichten) Bremsungen bei geringen Geschwindigkeiten erkennbar.

Da der Ring bislang nur zusammen mit einer kompletten Radnabe erhältlich ist, ebenfalls recht teuer.

5.) Rost

Grundsätzlich ist das Thema Rost beim P11 (noch? ) kein großes Thema.
Häufig problematisch sind die Chromtürgriffe bei SE, Ambiente, Elegance und Family (plus): Hier kann es zu Kontaktkorrosion kommen- jedoch bei weitem nicht so häufig wie beim P10.

Vereinzelt wurden Rostspuren an den unteren Türkanten (innen) bei 96-97er Modellen beobachtet.

Grundlegender ist die Rostproblematik bei den (W)P11-144 ab 2000 ("Renault-Überarbeitung").

Hier tritt häufig Rost an der Heckklappe der Traveller unterhalb der Heckscheibe auf.
Weiterhin reibt der relativ locker befestigte Kühlergrill auf Dauer den Lack ab- ebenfalls Rostgefahr.

5. Motoren

Die offiziell bis 2000 angebotenen 1.6er (90 bzw. 100 PS) sind zwar im schweren P11 wenig temperamentvoll, aber nahezu unkaputtbar. Ausfälle sind nicht bekannt, bei Beachtung von Ölwechsel sowie ausreichend Kühlflüssigkeit sollten sie ein Autoleben halten.

Ebenso ausgereift sind an sich die 2.0er. Sie stellen die empfehlenswerteste Kombination dar. Neben ausreichend Vortrieb bieten sie Zuverlässigkeit und im Vergleich zum 1.6/1.8 nur wenig höhere Unterhaltskosten.
Beim SR20De (115/130 PS) sind keine wirklichen Probleme überliefert.
Der SR20DE im GT/TS (150PS) sowie 140 PS im -144 sind grundsätzlich auch unproblematisch, Laufleistungen von über 200 tkm nicht unüblich.
Allerdings ist Ölverbrauch von 0,1- 0,4l /1000 km zuverzeichnen. Einzelne Ausfälle beim TS
Die Anfangsprobleme von Steuerketten mit gebrochenen Gliedern bei 1999/2000er SR20DE sollten durch die Werkstätten behoben sein. Hier unbedingt vor Kauf nachfragen und auf rasselnde Geräusche bei geöffneter Haube achten.

Der 1.8er mit 114 PS wurde erst mit dem P11-144 eingeführt und machte anfangs mit Schäden an Ölpumpen (incl. folgendem Motorexitus) unangenehm von sich reden.
Mittlerweile sollte die betroffene Reihe jedoch nachgebessert sein. Späte Modelle (01,02) verhalten sich unauffällig.
Wichtig ist beim Kauf die Frage nach Durchführug der Rückrufarbeiten (Kurbelwellensensoren etc.)

6. Heckspoiler Si, SRi und GT 4türer

Bei den genannten Modellen löst sich nach mehrere Jahren häufig die Verklebung des mittleren Spoilerstegs- und Wasser kann in den Kofferraum eindringen.
Also sicherheitshalber nach Aquarien in der Reserveradmulde schauen.

7. Achsschenkellager

In Einzelfällen und bei hohen km-Ständen (120-150tkm) tauchten Schäden am vorderen Achsschenkellager auf.
Diese äußern sich durch Knackgeräusche beim Lenken im Stand.

8.) kratzende Anlasser

Beim P11 sind kratzende oder leicht nachlaufende Anlasser nicht selten. Im Regelfall gilt das als "normal", zeigt keinen Schaden an.

9.) bei Kälte quietschender Lüfterventilator

Bei einigen jüngeren P11-144 hat der Lüfterventilator für den Innenraum die unschöne Eigenschaft, bei Frost (und insbesondere dann bei Kurvenfahrt) nervtötend zu quietschen. Eine Lösung durch Schmieren werden wir hier demnächst suchen.


Auch wenn diese Liste scheinbar lang ist, kann der P11 nach Einschätzung der meisten User hier als grundsätzlich auch gebraucht empfehlenswertes, zuverlässiges und kostengünstiges Auto bezeichnet werden.
Wer beim Kauf die obigen Punkte überprüft und die übliche Gebrauchtkaufcheckliste (stimmt km-Angabe, Unfallfreiheit, genereller Zustand) abarbeitet, sollte eigentlich später nicht enttäuscht werden.